Warum es auf dem Bergwerk Lohberg-Osterfeld Klingonen gab


Um unsere Geschichte verständlich zu erzählen, erlauben Sie mir einige erklärende Worte vorab. Ich bitte alle Trekkis* um Verständnis, da diese einer erweiterten Erklärung nicht bedürfen, aber im Sinne des allgemeinen Verständnisses dieser höchst amüsanten Anekdote, muss dieses hier geschehen. *( Star-Trek Fans)

Was sind eigentlich Klingonen?

Klingonen entspringen der großen Phantasie der Star-Trek Schreiber. Viele von ihnen werden von diesen Büchern bzw. der Serie gehört haben.

Die Geschichte von Star-Trek ereignet sich in einer fernen Zukunft, als die Menschheit beginnt den Weltraum zu erobern. Das Raumschiff Enterprise entdeckt auf einer ihrer zahlreichen Missionen im Weltall den Planeten Kronos.

Auf diesem Planeten leben die Klingonen , welche vom Aussehen und ihrer Mentalität bis auf eine recht auffällige Stirnwulst, üppige Mähnen als Haupthaar, lange Bärte mit Schnauzern und einem recht kriegerischen Wesen dem Menschen sehr ähnlich sind.

Nach der Entdeckung von Kronos passiert nun natürlich das Unvermeidbare: die Menschen und Klingonen bekommen sich „anne Köppe“* und führen Krieg. *(Ruhrpott-Dialekt für Streiten )

Das gesetzte Ziel der Klingonen ist somit die Eroberung der Erde. Soviel zur Sci-Fi Grundlage und nun zurück zur gestellten Frage:

Warum gab es auf dem Bergwerk Lohberg-Osterfeld Klingonen?

Es war zu der Zeit, als das Bergwerk Lohberg und Osterfeld noch jung vereint waren und wie sooft bei Bergwerks-Zusammenlegungen zwei unterschiedliche bergmännische Mentalitäten bzw. Philosophien aufeinander prallten. Man könnte hier auch unvoreingenommen und doch mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen sagen: zwei Welten trafen aufeinander!

Lohberger und Osterfelder waren sich anfangs also nicht sehr grün und dieses Gefühl des „sich fremd Seins“ und "nicht unbedingt wohl gesonnen Seins" blieb wohl niemandem erspart.

Zu dieser Zeit existierte auf der Lohberger Seite in der nähe des Schachtes 1, auf der vierten Sohle in 840m Teufe*, eine Schlosserei, die der Stolz so manch eines Lohbergers war. *(Tiefe)

Ausgerüstet mit allerlei technischen Feinheiten wie zum Beispiel Drehmaschinen, Ständerbohrwerken, Gabelstaplern und einem recht umfangreichen Ersatzteillager wurde hier ein „Ripper“* repariert. *(Sondermaschine zum maschinellen Vortrieb, genannt Ripper)

Dieser Ripper war für die Lohberger zwar nicht unbekannt, da aber die letzte Maschine aus dieser Gattung Jahre zuvor ausgemustert wurde, fehlte den Lohbergern somit die Praxis zur Instandhaltung und somit bot es sich natürlich mehr als an, diese den ehemaligen Osterfeldern zu überlassen.

An dieser Stelle sollte der guten Ordnung halber noch einmal erwähnt werden, dass alle Beschäftigen zu diesem Zeitpunkt schon Lohberg-Osterfelder waren. Dennoch konnte und wollte sich niemand die Unterscheidung zwischen „Lohbergern“ und „Osterfeldern“ verkneifen.

Aber nun zurück zu unserem Ripper und unserer eigentlichen Geschichte, der Geschichte: Warum es auf dem Bergwerk Lohberg- Osterfeld Klingonen gab.

In der oben erwähnten Untertage-Schlosserei wurde nun somit die Reparatur und gleichzeitig der „normale Dienst“ (fachsprachlich: Allgemeindienst) durchgeführt.

Dieser Allgemeindienst wurde durch eine Aufsicht mit dem entsprechenden Begleitschutz von Handwerkern abgeleistet, um im Störungsfall, meistens im Abbau, in irgendwelche Reviere zu hasten, um dort die Förderung zu retten.

Zwei dieser für den Störungsfall bereitstehenden Handwerker hielten sich zum besagten Zeitpunkt in der Schlosserei, die in einem Bereich durch Wände mit Fenstern zu einer Einsatzzentrale abgetrennt wurde, auf und unterhielten sich über dies und das, Gott und die Welt, als sie durch die großen Fenster sahen und bemerkten, dass zwei Osterfelder die Schlosserei betraten.

Diese Osterfelder, beide mit üppigem Bart, einem weißen Helm auf dem Kopf, Unmengen von Werkzeug am Gürtel, liefen fast im Gleichschritt durch den vorderen Bereich der Schlosserei, die durch robuste Werkbänke auf der einen und olivgrüne mannshohe Werkzeugschränke auf der anderen Seite flankiert wurde.

Der Gleichschritt auf dem gut ausgeleuchteten Weg von fast 20 Metern erzeugte ein für alle Anwesenden nicht überhörbares Geräusch, welches sich aus stampfenden Schritten und bizarrem Werkzeuggeklirre zusammensetzte.

Diese Impression verleitet den einen Schlosser, der die beiden Eindringlinge beobachtete, zu dem Ausspruch:

„ Peter, schau doch mal, da kommen zwei Klingonen!“

Im Gesicht von Peter machte sich sichtbar eine Art verwundertes Lächeln breit und Peter, der offensichtlich nicht ganz verstand, fragte nach: „Wer kommt da?“

Ungläubig, um nicht zu sagen entrüstet, erwiderte Michael: „ Was, du kennst keine Klingonen?“

Peter kannte die Geschichte der Klingonen nicht und der Urheber des Ganzen, der Schlosser Michael, holte, als die beiden „Klingonen“ schon vorbei marschiert waren, aus zur Erklärung.

Michael erläuterte: „ Kennst du denn Star-Trek nicht?

Klingonen sind die Bösen aus Star-Trek und die wollen die Erde erobern!

Das passt genau zu unserer Situation: Lohberg ist unsere Erde und Osterfeld ist Klingonien (Anmerkung des Autors: Es müsste Kronos heißen) Also wollen die Klingonen Lohberg übernehmen“

So richtig hatte Peter, als Nicht-Trekki, die Geschichte nicht verstanden, obwohl dies keinen Abbruch daran tat, dass sie ihm außergewöhnlich gut gefiel, war doch diese Geschichte der Klingonen auf eine faszinierende Art und Weise auch die Geschichte von Lohberg und Osterfeld.

Aber Peter verstand sich auf etwas anderes. Als alter Lohberger konnte er diese Art von Geschichten nur zu gut unter Leute bringen, denn man hörte ihm gerne zu und es gab nicht wenige die ihm zuhörten.

Wie ein Lauffeuer machte der neue Name für die Osterfelder auf dem Bergwerk die Runde.

Hier muss wohl nicht betont werden, dass es die Lohberger waren, die wenig Zeit bedurften, um diesen Namen zu verinnerlichen und selbstverständlich sich es auch nicht nehmen ließen, überall Sprüche an erlaubten wie unerlaubten Stellen zu hinterlassen wie dem zum Beispiel wäre:

Klingonen raus !

Unwissende konnten nicht allzu viel mit diesem Spruch anfangen, aber der große Kreis der Eingeweihten, zu denen auch nach einigen Erzählungen der damalige Bergwerksdirektor gehören sollte, haben doch sehr über diesen Spruch geschmunzelt. Dies gehörte einfach zur gesunden Streitkultur der Bergleute.

Es sei noch anzumerken, dass es keine Klingonen mehr auf Lohberg gibt. Diese Tatsache ist aber nicht einem vermeidlichen Sieg der Lohberger über die Klingonen zuzuschreiben, sondern doch wohl eher einer „höheren“ wenn nicht auch unbedingt „besseren“ Macht.

Silvo Magerl