Zur Sache: Kohleverflüssigung

 

Durch die steigenden Preise für Kraftstoffe jeder Art ist festzustellen, dass eine Option in den letzten Wochen wieder häufiger thematisiert wird - die Kohleverflüssigung. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden verschiedene Verfahren ermittelt, mit denen aus Steinkohle Benzin und andere ähnliche Stoffe gewonnen werden können. Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf der Publikation "Kohleverflüssigung wieder aktuell" des Gesamtverbandes des deutschen Steinkohlenbergbaus (GVSt), die Sie auf den Internetseiten www.gvst.de herunterladen können.

Vor dem Hintergrund der obigen Einleitung stellt sich die Frage, ob die Verflüssigung der Kohle auch für Deutschland eine Option darstellt, die zusätzlich zu den anderen bereits angeführten Argumenten einen Grund für die Fortführung des deutschen Steinkohlenbergbaus darstellt. In den 1970er bis in die 1980er Jahre hinein waren einige Anlagen zur Kohleverflüssigung in Deutschland geplant. Diese hätten laut den damaligen Schätzungen ca. 12 Mio. Tonnen Kohle pro Jahr benötigt, wurden allerdings leider nie gebaut. Eine bestehende kleine Versuchsanlage der Deutschen Montan-Technologie (DMT) wurde vor nicht allzu langer Zeit nach China (!) verkauft.

In anderen Ländern sieht dies anders aus: In Südafrika arbeitet eine entsprechende Anlage mit einer Leistung von 175.000 Barrel pro Tag und auch China ist an entsprechenden Einrichtungen interessiert. Wie ersichtlich wird, ist die Kohleverflüssigung ein immer weiter um sich greifendes Thema. Gerade das Interesse von Ländern wie beispielsweise China sollte uns hellhörig machen.

Nur bei Vorliegen des entsprechenden Know-hows wird es Deutschland möglich sein, von diesem Bereich zu profitieren - und das gleich in zweifacher Hinsicht: Zunächst durch die Exportmöglichkeiten. Wird das seit damals ruhende Wissen reaktiviert und fortentwickelt, so kann die deutsche Wirtschaft diesen Wettbewerbsvorsprung auf den internationalen Märkten ausnutzen. Eine Vorreiterrolle in Bezug auf spezielle Technologien bringt immer die Möglichkeit größerer Gewinnmargen mit sich, die wiederum Arbeitsplätze in Deutschland schaffen bzw. erhalten. Dies betrifft sowohl den Steinkohlenbergbau wie auch seine Zulieferindustrien.

Als zweiter positiver Punkt ist die Versorgungssicherheit hervorzuheben. Nicht nur, dass durch den dann ausgeweiteten Bergbau ein verbesserter und damit schnellerer Zugriff auf die deutschen Steinkohlelagerstätten ermöglicht wird. Zusätzlich wird auch die Versorgung mit Erdöl stabilisiert und von den arabischen Ländern bzw. der OPEC abgekoppelt. Dies löst Deutschland in gewissem Maße vom internationalen Markt für Rohöl los und stärkt zudem die grundsätzliche Verhandlungsposition. Folglich wäre nicht nur für den Krisenfall die Versorgung entsprechend sicherer, zudem müsste auch allgemein eine Senkung des Preises für Ölprodukte in Deutschland eintreten. Dies wiederum sollte positive Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und den Konsum haben.

Als Fazit der vorstehenden Ausführungen bleibt festzuhalten, dass auch in Deutschland die Kohleverflüssigung in Zukunft verstärkt in den Fokus rücken sollte. Die beschriebenen positiven Auswirkungen rechtfertigen dies. Zudem stellt die hier dargelegte Option eine wichtige Begründung für eine Aufrechterhaltung und ggf. Ausweitung des deutschen Steinkohlenbergbaus dar.

Daher unterstützt auch Pro-Bergbau eine Wiederaufnahme der Forschung zur Kohleverflüssigung - im Sinne der Versorgungssicherheit und eines aktiven deutschen Steinkohlenbergbaus.